Das seit 14 Jahren laufende Vernetzungsprojekt Illgau hat zum Ziel, die einheimische Tier- und Pflanzenwelt zu fördern. Das Projekt wird von 22 Illgauer Landwirten und zwanzig auswärtigen Landbewirtschaftern getragen. Dadurch ist die Vernetzung der vielfältigen Lebensräume (Magerwiesen, Hecken, Trockenmauern) fast über das gesamte Gemeindegebiet gewährleistet. „Es ist sehr erfreulich, dass unser Vernetzungsprojekt nun konkrete Erfolge zeigt“, sagt Insider Emil Heinzer, der seit Beginn in der Landwirtschafts- und Schutzzonenkommission mitarbeitet. Was war geschehen? In einem der 150 Nistkästen, die in den letzten Jahren an Bäumen, Stangen und Gebäuden angebracht worden waren, konnte diesen Frühling der in weiten Teilen der Schweiz selten gewordene Wendehals nachgewiesen werden.
Wiederansiedlung ist Sensation
Emil Heinzer und die einheimische Vogelkennerin Vreny Betschart haben in Zusammenarbeit mit den Feldornithologen Doris und Richard Amstutz die erfolgreiche Brut am Dorfrand beobachtet. Gemäss Doris Amstutz aus Steinerberg, die ein Vogelpaar und später einen Jungvogel in Illgau fotografieren konnte, ist es ein sensationeller Erfolg, dass sich der Kleinvogel wieder in unserer Region angesiedelt hat. Weshalb ist diese Sichtung bei Fachleuten von derart grosser Bedeutung? Dazu sagt Doris Amstutz: „Der Wendehals gilt laut der Schweizerischen Roten Liste als potenziell gefährdet. So freut es uns sehr, dass er im klimatisch günstigen Illgau mit dem Erhalt von guten landschaftlichen Strukturen und dank dem grossen Nistkastenangebot von engagierten Leuten wieder erfolgreich brüten konnte. Hoffentlich gibt es eine Fortsetzung!“
Der Wendehals
Der Wendehals ist ein selten gewordener Kleinvogel und ist mit seinem ausgezeichneten Tarngefieder in mehrfacher Hinsicht einzigartig: Obschon er zu den Spechten gehört, zimmert er keine eigene Bruthöhle, sondern übernimmt eine Baumhöhle oder einen Nistkasten. Auch dass der Wendehals aufrecht auf Ästen sitzt und gelegentlich zweimal im Jahr brütet, ist untypisch für Spechte. Er ist kein Standvogel wie seine Verwandten, sondern überwintert vorwiegend in der Sahelzone. Die Vogelwarte Sempach schätzte den Bestand in der Schweiz im Zeitraum von 2008 bis 2012 auf 2000 bis 3000 Brutpaare. Der wärmeliebende Wendehals fühlt sich dort wohl, wo genügend Baumhöhlen oder Nistkästen vorhanden sind und der lückige Boden einen grossen Bestand an Ameisen aufweist. Seine bevorzugte Nahrung besteht aus Larven und Puppen der Wiesenameisen, die er am Boden findet. Seinen Namen erhielt er wegen seiner auffälligen Kopfdrehungen, die er bei Gefahr zeigt.
Das Vernetzungsprojekt Illgau
Das Vernetzungsprojekt startete im Jahr 2003 und wird seit Beginn von Geni Widrig, Suisseplan Ingenieure AG, fachlich betreut. Es war damals eines der ersten Projekte im Kanton Schwyz. Zu den Fördermassnahmen des Vernetzungsprojektes gehören zum Beispiel die Montage von Nistkästen, die Heckenpflege, der Bau und Unterhalt von Trockenmauern, das Anlegen von Amphibien-Laichgewässern, sowie die gezielte Nutzung von Magerwiesen. Den am Projekt mitwirkenden Landwirten wird für die Pflege der extensiven (naturbelassenen, ungedüngten) Wiesen ein Vernetzungsbeitrag ausbezahlt. Dieser trägt zur Existenzsicherung der Bauern bei und sichert eine nachhaltige Landschaftspflege. „Die soeben angelaufene dritte Projektphase läuft bis ins Jahr 2022“, erklärte Kommissionspräsident Hubert Bürgler auf Anfrage. Er ist zuversichtlich, dass das Vernetzungsprojekt Illgau in dieser Zeit – und auch später – erfolgreich weitergeführt werden kann.