09.09.2020 - „Der Ultramarathon war ein riesiges Abenteuer für mich“

Roman Bürgler aus Ibach - ehemals Obermüllersberg, Illgau - testete seine Ausdauer und ging sowohl körperlich als auch mental an seine Grenzen. Er schaffte den 314 Kilometer langen Ultramarathon SwissPeaks Trail im Wallis in nur 106 Stunden.

Roman Bürgler aus Ibach/Illgau bewältigte den 314 Kilometer langen Ultramarathon SwissPeaks im Wallis in nur 106 Stunden. Je nach Situation kamen verschiedene Lauftechniken zum Einsatz: Springen, Laufen, Wandern oder Walken. Bild: Sepp Bürgler

„Die Bewältigung dieses enorm harten Ultramarathons war für mich in erster Linie ein Abenteuer. Ich wollte es bis ans Ziel schaffen, der Rang war für mich Nebensache“, verriet der 47-jährige Ausdauersportler Roman Bürgler nach seiner aussergewöhnlichen Leistung vom 1. bis 5. September. „Ich dachte immer nur ans nächste Zwischenziel und absolvierte den ganzen Lauf Step by Step, anders geht es nicht, sonst hört man früher oder später auf.“ In der Tat: die Zahlen sind sehr eindrücklich: Der Ultramarathon erstreckte sich von der Bettmeralp im Oberwallis bis nach Le Bouveret am Genfersee. Das sind 314 Kilometer sowie 22‘800 Höhenmeter aufwärts und 24‘000 Höhenmeter abwärts. Um Mitternacht – vom 31. August auf den 1. September - wurde bei dichtem Nebel auf der Bettmeralp gestartet, nach 106 Stunden erreichte Bürgler am letzten Samstagvormittag das Ziel und klassierte sich im guten 56. Gesamtrang. Dies ist eine erstaunliche Leistung, waren doch viele der besten Trail-Läufer der Welt am Start. Von den ursprünglich 220 gestarteten Läuferinnen und Läufern schafften es 142 ins Ziel, 77 hatten aufgegeben. Nach nur 62 Stunden 46 Minuten erreichten die Favoriten Jonas Russi aus Andermatt und Franco Collé aus Italien zeitgleich das Ziel und landeten somit einen glänzenden Doppelsieg.

 

Schlafmangel drückte auf die Konzentration

 

Roman Bürgler arbeitet beruflich im technischen Dienst im Alterszentrum Acherhof in Schwyz. Von 2009 bis 2015 war er Präsident des KTV Illgau. In seiner Freizeit nahm er im Laufe der Jahre an zahlreichen Bergläufen und Bergmarathons teil, sowie an einigen Ultramarathons. Zu seinen grössten Erfolgen gehört der 16. Gesamtrang am Swiss Iron Trail T214 in Davos im Jahr 2017. „Von all diesen Erfahrungen konnte ich nun profitieren, zum Beispiel, welche Nahrung ich gut vertrage“, sagt Roman Bürgler. Er hatte in Bidons immer 1 bis 2 Liter flüssiges Kohlenhydrat dabei. Alle 15 bis 20 Kilometer hatte es einen Verpflegungsposten und alle 50 Kilometer einen grossen Posten mit Schlafstelle, wo es auch Rösti und andere währschafte Kost gab. „Schlafen konnte ich leider nicht gut. Insgesamt schlief ich in den 106 Stunden Laufzeit nur zirka drei Stunden“, erzählt der leidenschaftliche Läufer. „Der dauernde Schlafmangel machte mir zu schaffen, darunter litt meine Konzentration, aber nach einem kurzen Power-Schlaf gings mir wieder bedeutend besser“, sagt Roman Bürgler. Er fügte bei, dass es an diesem Lauf durchs ganze Wallis eine gute Trittsicherheit brauchte, man war oft in der Dunkelheit unterwegs, teils sogar auf Schnee. Insgesamt überquerten die Ausdauersportler 18 Gipfel in Höhenlagen zwischen 2000 und 2900 Metern Höhe. „Eine mentale positive Grundhaltung war mindestens so wichtig wie eine gute körperliche Verfassung“, sagt Bürgler. Als persönlicher Betreuer von Roman stand dessen Bruder Sepp Bürgler im Einsatz, der an vielen Verpflegungsposten anwesend war und die grosse Fangemeinde via WhatsApp-Chat auf dem Laufenden hielt. „Ich bin meinem Bruder Sepp, meiner Frau Ruth und allen, die mich beim Abenteuer meines Lebens unterstützt und motiviert haben, sehr dankbar“, erklärte Bürgler. Gemäss einer Info des KTV Illgau, wird die Läufer-Riege im Laufe des Herbstes für den Ex-Vereinspräsidenten einen würdigen Empfang im Bergdorf organisieren.

Guido Bürgler

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