Der Viertklässler wohnt mit seinen Eltern und Schwester Laura (13) im Haus Husmatt, mit schöner Sicht aufs Dörfli. Die Familie Betschart bewohnt den oberen Stock und die Vermieterfamilie Bürgler den unteren Stock. Bürglers sind bekannt und beliebt als „ds Husmattä Familiämusig“. Kaum konnte Tobias laufen, zog es ihn immer wieder in die „untere“ Wohnung hinab, wo am Feierabend und am Wochenende oft Ländlermusik gespielt wurde - und wird. So ergab es sich fast von selbst, dass Tobias schon bald einmal selber musizieren wollte. Dies bezeugt eine achtjährige Foto, die den kleinen Musikanten mit einem Tastenörgeli aus Plastik zeigt. Später kauften die Eltern ein richtiges Schwyzerörgeli für Tobias, der sich riesig freute. „Tobias macht mit grosser Freude Ländlermusik. Er nimmt sein Örgeli - und neuestens die chromatische Piccolo-Handorgel - täglich bis zu dreimal hervor, teils schon vor der Schule“, erzählt Mutter Barbara Betschart. Inzwischen spielt er rund 30 Tänze vor. Die meisten sind Kompositionen von Illgauer und Muotathaler Komponisten. Dass der junge Ländlermusikant schnell Fortschritte macht, liegt sicher auch daran, dass zu seiner Verwandtschaft gleich mehrere bekannte Musikanten und Jodlerinnen gehören. Darunter die beiden Onkel Wendelin (Götti) und Vitus Hürlimann aus Walchwil, Grossonkel Xaver Merz (Unterägeri), dann Luise, Rainer und Bruno Betschart aus Illgau oder Urgrossonkel Toni Bürgler aus Ibach. Seit August 2019 besucht Tobias Betschart an der Musikschule Muotathal-Illgau offiziell das Fach Schwyzerörgeli. Sein Musiklehrer ist sein Nachbar - und zugleich das grösste Vorbild - nämlich Erich Bürgler von „ds Husmattä Familiämusig“ und dem Ländlertrio „Tänzig“. Mit ihm durfte er inzwischen schon ein paar Mal öffentlich auftreten.
Lernen nach Gehör
Als weitere Hobbies nennt Tobias - der auch gerne AC/DC und Polo Hofer hört - das Biken, Joggen, Ski fahren und das Basteln mit Holz. Und wie lernt Tobias konkret neue Tänze? Er tut es nach Gehör. Lehrer Erich spielt vor und erklärt die Grundlagen und Kniffs des Schwyzerörgeli-Spielens. Anschliessend versucht Tobias, Teil für Teil nachzuspielen, was erstaunlich gut klappt. Damit er die Tänze wirklich tongenau erlernt, nimmt sein Musiklehrer die Stücke jeweils per WhatsApp auf und gibt die Audio-Dateien Tobias mit. Tobias Betschart hat inzwischen auch den Illgauer Jungmusikanten Michael Heinzer kennen gelernt und schon einige Male mit ihm musiziert. Zudem hat er ein Tänzli komponiert und dieses seinen Grosseltern Josef und Aga gewidmet, welche die Alpwirtschaft Alpstubli (Ibergeregg) führen. Man darf gespannt sein, ob Tobias Betschart auch in zehn, zwanzig Jahren noch so begeistert urchige, lüpfige Ländlermusik macht. Bei so viel Leidenschaft deutet alles darauf hin.
Guido Bürgler