13.01.2022 - Dorfladen-Ära von Anneliese Hubli ging zu Ende

Anneliese Hubli-Bürgler hatte über 30 Jahre lang den Dorfladen Illgau (Volg) geführt. Am 12. Januar war dieser zum letzten Mal geöffnet. Am 13. Januar war die Eröffnung des neuen Ladens (Volg Illgau) in der alten Turnhalle. Geführt wird er von der Landi Schwyz.

Der Illgauer Gemeindepräsident Iwan Bürgler (links) bedankte sich bei Anneliese und Hansruedi Hubli für die jahrzehntelange Führung des Dorfladens. Bild: Guido Bürgler

Es war am Dienstag-Vormittag, 12. Januar, mitten im Dorf Illgau. Bei schönstem Wetter - aber klirrender Kälte - entfernten Handwerker das Volg-Reklame-Schild beim Haus Sonnheim und montierten es nur einen Steinwurf entfernt bei der alten Turnhalle. Auch die Postagentur zügelte vom „Sonnheim“ in die „alte Turnhalle“. Zum letzten Mal hatte der Dorfladen Illgau geöffnet, und am Morgen des 13. Januars nahm der neue Laden – er heisst Volg Illgau – seinen Betrieb auf. Ein Glück für die Bevölkerung, dass der Laden weiterbesteht, neu unter Führung der Landi Schwyz. Vier Frauen aus dem bisherigen Volg-Team werden die neue Filialleiterin Christina Steiner unterstützen.

„Veränderungen gehören zum Leben“, meinte Anneliese Hubli-Bürgler an ihrem letzten Arbeitstag bei einem Besuch in „ihrem Reich“. Die gelernte Damenschneiderin arbeitete fleissig wie immer, fand kaum Zeit für eine Znünipause. Fast nichts deutete daraufhin, dass es der letzte Arbeitstag der vielbeschäftigten Geschäftsfrau war, die im Frühling das Pensionsalter erreichen wird. Nur die Verkaufsgestelle mit Frischprodukten waren nicht mehr vollständig aufgefüllt.

Wie hat alles angefangen mit dem Dorfladen im Sonnheim? Berta Bürgler, die Mutter von Anneliese, führte dort eine Damenschneiderei, bildete insgesamt 25 Lehrtöchter aus, und betrieb nebenbei einen Textilladen. „Für mich gehörte die Bedienung von Kundschaft schon in der Schulzeit zum Alltag, und später lernte ich bei der Mutter Damenschneiderin“, erzählte Annelies. „Der Kontakt mit der Kundschaft hat  mir schon damals gefallen, später war ich insgesamt über zehn Jahre lang im Modehaus Schild in Zug und dann im Textilgeschäft Vilan im Seedamm-Center in Pfäffikon tätig, dies immer als Verkäuferin.“ Mutter Berta sei immer ein grosses Vorbild für sie gewesen, sagte Anneliese. „Ihr Lebensmotto lautete: stets vorwärts schauen und Neues wagen.“

„Das Warenlager habe ich immer nach Gefühl geführt. Es war eine stetige Gratwanderung, denn zu viel sollte ich nicht bestellen, aber auch nicht zu wenig.“ Ja, die „Sonnheim-Anneliese“ hat ihren Dorfladen während 30 Jahren mit viel Herzblut und grossem Idealismus geführt. Sie machte es aus Liebe zum Dorf. Davon zeugte zum Beispiel die wunderschöne - jeweils saisongerechte - Dekoration des Schaufensters, so grüsste zuletzt ein Schneemann durchs Fenster. „Beim grossen Ladenumbau im Jahr 2003 hätte ich das Schaufenster zumauern können. Aber das wollte ich nicht.“ Annelies war es stets ein Anliegen, dass sich die Kundinnen und Kunden wohl fühlten, sie war die geborene Verkäuferin. Dies zeigte sich schon im Mädchenalter. Stundenlang spielte sie mit ihrer Cousine Ruth auf dem Estrich. „Wir hatten dort einen grossen Verkaufsladen eingerichtet, mit Früchte-, Gemüse-, Schoggi- und Kaffee-Attrappen in Originalgrösse“. Es waren Geschenke unserer Tanten, die in Schwyz in einem Verkaufsgeschäft arbeiteten. Nie hätte Anneliese damals gedacht, dass sie später tatsächlich einmal einen echten Dorfladen führen würde, inklusive aller Freuden und Risiken. Dreimal stieg ein Kühler aus, auch von Einbrüchen wurde der Dorfladen nicht verschont, und jahrelang sorgte der zu kleine Illgauer Tunnel für Sorgenfalten, denn die grossen Volg-Lastwagen konnten nicht ins Bergdorf fahren. Alles musste auf einen Lieferwagen umgeladen werden. Besser wurde es nach der Ausweitung des Tunnels.

Und gab es auch lustige Erlebnisse in all den vielen Jahren? „Ja natürlich, sagte Anneliese.“ Einmal habe das ganze Verkaufsteam nach einem der drei schnurlosen Telefone gesucht. Das Teil war spurlos verschwunden. Später wurde es im Tiefkühler entdeckt. Zum Abschluss meinte Anneliese: „Ich konnte mich immer auf die Unterstützung meines Mannes Hansruedi, auf langjährige Mitarbeiterinnen und die Volg-Geschäftsleitung verlassen, ich wünsche dem neuen Volg-Team viel Erfolg.“

An ihrem letzten Arbeitstag im Dorfladen wurde Anneliese Hubli bei einem Apéro von Gemeindepräsident Iwan Bürgler überrascht. Er bedankte sich mit herzlichen Worten und einem Blumenstrauss für die grosse Arbeit, die Anneliese und ihr Mann Hansruedi zum Wohle der Bevölkerung geleistet haben. „Der Dorfladen ist ein wichtiges Standbein in unserem Dorf. Ihr habt ihn super geführt“, meinte er.

Guido Bürgler

© 2021 - Illgau