07.01.2020 - „Am strengsten war es jeweils in der Karwoche“

Das Sigristenpaar Annamarie und Friedrich Bürgler wirkte während der langen Zeit von vierzig Jahren - von Ende 1979 bis Ende 2019 - zum Wohle der Pfarrei Illgau. Die beiden waren sehr zuverlässig.

Friedrich und Annamarie Bürgler versahen während 40 Jahren das Sakristanenamt in der Pfarrei Illgau. Bild: Guido Bürgler

„So fünf, sechs Jahre lang wollen wir es probieren“, sagten sich Annamarie und Friedrich Bürgler-Betschart als sie an Silvester 1979 das Amt des Sakristans übernahmen. Geblieben sind sie die lange Zeit von 40 Jahren. Seit Neujahr befindet sich das stets freundliche, bescheidene und sehr gewissenhafte „Sigristenpaar“ im wohlverdienten Ruhestand. Die 1958 erbaute Dreikönigskirche von Illgau kennen „Birkli“-Annamarie und „Birkli“-Friedel wie den eigenen Hosensack. Weshalb „Birkli“? Ursprünglich bewirtschaftete das Paar das Bergheimet unter Müllersberg, zog dann ins Dorf hinunter. Seit 47 Jahren bewohnen die Beiden eine Mietwohnung bei nahen Verwandten im Haus „Birkli“. Sie zogen vier Kinder gross. „Birkli“-Friedel – wie ihn alle nennen - arbeitete viele Jahre als Fensterbauer in der Schreinerei Heinzer in Illgau. „Bei der Übernahme des Sakristanen-Amtes haben wir einbedungen, dass ich jederzeit von der Arbeit weg darf“, erzählt Friedrich. „Dies durfte ich dann immer, wenn nötig, zum Beispiel bei Beerdigungen“, sagt der grossgewachsene Mann.

 

Fünf Pfarrer erlebt

 

Annamarie (Jahrgang 1942) und Friedrich (1937) übten ihr Amt bei fünf Pfarrherren aus. „Jeder Geistliche war wieder anders. Wir hatten es gut zusammen, aber es brauchte immer Rücksichtnahme auf beiden Seiten“, sagt Annamarie. „Und sehr schnell haben wir gemerkt, dass die Geistlichen eine gute Messwein-Qualität sehr schätzen“, fügt Friedel schmunzelnd hinzu.

Die Arbeiten eines Sakristans sind sehr vielfältig. „Am strengsten ist jeweils die Zeit vom Hohen Donnerstag bis Ende Osternacht“, sagt Friedrich. So müssen zum Beispiel am Karfreitag sämtliche Blumen und Kerzen abgeräumt werden. Die Kirchenglocken schweigen, der Sigrist ruft das Kirchenvolk mit einer uralten ‚Rafälä‘ zur Andacht. Am Abend wird das grosse, sperrige Klappergerät aus Holz wieder für ein ganzes Jahr auf dem Turmboden versorgt. Alles und jedes hat eben seinen exakten Platz in der Kirche. Apropos Turm: „Zu Beginn unserer Amtszeit wurden die Verstorbenen noch zuunterst im Turm – im engen Aufbahrungsraum – aufgebahrt“, erzählt Annamarie. „Seit November 2008 geschieht dies in der neu erstellten geräumigen Friedenskappelle, neben der Kirche. Dies erleichterte unsere Arbeit enorm.“

 

Ein Bischof als Bruder

 

Sehr viel Schönes – aber auch Trauriges – hat das Sigristenpaar in den vier Jahrzehnten erlebt. Was bleibt den Beiden in besonders schöner Erinnerung? Nach kurzem Überlegen meint Friedrich: „Als der Illgauer Bischof Kari Bürgler zum ersten Mal in unserer Kirche eine Messe las, war dies schon ein besonders eindrücklicher Moment.“ Bischof „Carlos“, der bis vor kurzem in Bolivien wirkte, ist nämlich der jüngste Bruder von Friedrich Bürgler. „Ebenfalls in guter Erinnerung bleiben die Gottesdienste in der alten Turnhalle im Jahr 2008“, sagt Annemarie. „Wegen einer Innenrenovation der Pfarrkirche hatten wir als Ersatz in der alten Turnhalle eine schöne, bethafte Übergangskirche herrichten dürfen“. So könnte das Sigristenpaar im Ruhestand noch sehr, sehr vieles erzählen. Zum Beispiel weshalb Friedel einmal den rund 50 Kilo schweren Klöppel der grössten Glocke zum Glockenstuhl hochtragen musste, oder weshalb die Kirchenglocken eines Tages nur ganz gedämpft zu hören waren.

 

Zu Fuss 640 Mal Strecke Illgau-Schwyz-retour

 

Schätzungen zufolge haben Friedrich und Annamarie während der 40 Jahre bei ihrem Gang von der Wohnung zur Kirche retour etwa 12‘850 Kilometer zurückgelegt. Dies entspricht 640 Mal der Strecke Illgau-Schwyz und zurück. „Jetzt sind wir froh und dankbar, dass es für uns eine gute Nachfolgelösung gegeben hat“, sagt Annamarie. „Seit Neujahr sind Marie-Theres Micheletto, Margrit Ulrich und Rita Herger im Amt, und versehen den Dienst abwechslungsweise.“ Guido Bürgler

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