22.03.2023 - Erfolg mit Vertragsaufzucht in Bergzone IV

Der Illgauer Bergbauer Erwin Bürgler hält in der Bergzone IV 25 Vertragsrinder, arbeitet an einem Skilift und zeitweise auf einer Sägerei. Eine Wohnung wird tageweise an Gäste aus aller Welt vermietet.

Die 25 bis 30 Vertragsrinder tragen 2/3 zum Betriebseinkommen von Erwin und Mutter Maria Bürgler bei. Bild: Guido Bürgler

Das Heimet "obere Fraumatt" liegt im Muotatal, in der Gemeinde Illgau, auf 1250 m.ü.Meer. Vom Dorf führt eine fünf Kilometer lange kurvenreiche Bergstrasse zum sonnigen Bergbauernbetrieb. Die Aussicht auf die Innerschweizer Bergwelt ist überwältigend. Edwin - der Vater des heutigen Betriebsleiters Erwin Bürgler (36) – hielt einige Milchkühe, Vertragsrinder, Mastkälber und etwas Jungvieh. Nach dem frühen Tod des Vaters übernahm Sohn Erwin den 13 Hektar grossen Landwirtschaftsbetrieb 2010 im Alter von erst 23 Jahren. Da Erwin ledig ist, hilft ihm Mutter Maria auf dem Betrieb mit. Im Sommer – bei der Heuernte – unterstützen ihn auch seine vier Geschwister. Dazu gehört auch Bruder Mario Bürgler. Er ist Vorsteher des Landwirtschaftsamtes des Kantons Schwyz. Durch seine sporadische Mitarbeit auf dem Vaterheimet bleibt der Bezug zur ladwirtschaftlichen Praxis stets erhalten.

Die 12. Saison in einem Skigebiet

Seit 2012 hat sich Meisterlandwirt Erwin Bürgler auf die Rinderaufzucht spezialisiert, momentan hält er 25 Rinder im Aufzuchtsvertrag. Die Tiere stammen aus fünf Talbetrieben. Da auf der oberen Fraumatt – in der Bergzone IV - eine lange Wintersaison herrscht, ist der Bergbauer auf einen Nebenerwerb angewiesen. So arbeitet er diesen Winter bereits die zwölfte Saison – an fünf Tagen pro Woche - im Hoch-Ybrig an einem Sessellift. Im Schnitt ist er pro Saison 450 Stunden als Skiliftangestellter tätig. Erwin schätzt es sehr, dass in seiner Abwesenheit Mutter Maria zum Betrieb und Vieh schaut. Er sagt: „In erster Linie bin ich Bauer, und will, dass die Tiere in Ordnung sind. Dies bin ich den Talbauern schuldig." Er könne es sich nicht erlauben, dass bei ihm ein Rind 3-jährig werde bis es zum ersten Mal abkalbe, sonst bekomme er kein Vieh mehr von den Talbauern. "Deshalb schaue ich, dass die Fütterung vollkommen stimmt, dass die Rinder mit 15 - 17 Monaten besamt werden können und mit 24 - 26 Monaten das erste Mal abkalben", so Erwin Bürgler.

Vertragsaufzucht statt Milchwirtschaft

Weshalb hat sich Erwin auf die Vertragsaufzucht spezialisiert? „Für den Erfolg muss man wirtschaftliches und unternehmerisches Denken mitbringen. Ich würde heute noch gerne Kühe melken, aber mit Vertragsrindern habe ich ein regelmässiges Einkommen", sagt der Bergbauer. Erwin hatte dies im Rahmen seiner Meisterprüfung berechnet und sich für die Umstellung entschieden. "Jeder Betrieb muss selber herausfinden, was für ihn am besten ist", sagt er. „Wenn ein Talbauer sein Jungvieh ins Berggebiet zur Aufzucht gibt, kann er mehr Milchkühe halten. Hingegen bei uns im Berggebiet  ist die Milchablieferung schwierig. So ist beiden geholfen." Jeweils von Mai bis Oktober arbeitet Erwin Bürgler zwischendurch auf einer Sägerei in Muotatal. Im Schnitt sind es 300 bis 450 Stunden pro Jahr. Doch in den nächsten Jahren wird der Bergbauer wohl nur wenig Zeit finden, um dort arbeiten zu können, denn er plant einen neuen Laufstall für 40 Aufzuchttiere. Der jetzige 60-jährige Stall ist zu klein geworden.

Ferien auf dem Bauernhof

Ein weiterer erfolgreicher Betriebszweig ist der Agrotourismus. Die Familie Bürgler bietet nämlich seit 1988 "Ferien auf dem Bauernhof" an, und seit 2022 kann auch via "Airbnb" gebucht werden. "Die Leute, die zwei bis 14 Tage zu uns kommen, schätzen die Natur, die Ruhe und die Aussicht auf See und Berge sehr", erklärt Mutter Maria Bürgler. Die Gästeliste ist lang und eindrücklich: aus der Schweiz, halb Europa, Amerika und Indien genossen schon Gäste die Ruhe in der oberen Fraumatt. Allein im letzten Jahr waren es 46 verschiedene Gruppen. Dank einer Handy-Übersetzungs-App klappt die Verständigung mit fremdsprachigen Gästen problemlos.

Hinweis: www.fraumatt.ch.

Guido Bürgler

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